»Und morgen die ganze Welt«

oder: 111 Minuten darüber, warum Hufeisen für die (Pferde-)Füße sind

Wieder einmal beim Streaming-Anbieter mit dem großen »N« im Logo gelandet. Klappentext: Jurastudentin gerät in antifaschistische Gruppe – gefährliche Situationen – Gewalt – und so weiter. Quäle ich mich durch 111 Minuten klischeebehaftete Szenen voller Steinwürfe – ne, danke. Auf der Haben-Seite gab es jedoch viele Nominierungen und Auszeichnungen für und mit kleineren Filmpreisen. Was also sollte ich davon halten? Kommt jetzt!

Die Story – garantiert spoilerfrei

Luisa ist Jurastudentin aus »gutem Hause« – wirtschaftliche Sorgen: Fehlanzeige. Fürs Studium zieht sie bei einem linken Wohnprojekt ein, in dem sich auch ihre Freundin Batte engagiert.
 Während es in Deutschland einen zunehmenden Rechtsruck gibt, finden Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte und Angriffe auf Menschen statt, die sich ihm entgegenstellen. Die „Liste 14“ (jede Ähnlichkeit mit den Blaubraunen ist natürlich rein fiktiv), wird stetig stärker – auch unter ihren Kommilitonen. Luisa will etwas dagegen unternehmen und bringt sich immer intensiver in einer Antifa-Gruppe ein. Aufmärsche um jeden Preis verhindern, Nazistrukturen zerschlagen – im wahrsten Sinne des Wortes.
Doch mit jeder neuen Eskalationsstufe der Gewalt vermehren sich auch die Probleme der Gruppe.

Was mich begeistert hat?

Dass meine ursprüngliche Befürchtung, überzogene Klischees präsentiert zu bekommen völlig unbegründet war. Die Darstellung verzichtet auf steinewerfende Straßenkämpfer ebenso wie auf Heiligenschein tragende Samariter; es sind engagierte und vielschichtige Menschen, die auf Basis der eigenen Erfahrungen, Wünsche, Bedürfnisse und auch Probleme tun, was sie glauben, tun zu müssen. Die Bewertung obliegt den Zuschauer*innen.

Außerdem ist der Soundtrack definitiv gut gemischt, passend ausgewählt und mit vielen Tracks von Neonschwarz auch authentisch besetzt.

Was mich gestört hat?

Der Film läuft schnell an und steigert sich analog zur »Gewaltspirale« der Protagonist*innen. Als diese jedoch nach etwa 2/3 der Laufzeit ihren vorläufigen Höhepunkt findet, ebbt die Handlung ein wenig ab und der Film kommt ein wenig ins Stocken.

Zum Ende hin läuft er aber wieder an und demonstriert, dass die alte Fußballweisheit »Vor dem Spiel ist nach dem Spiel« auch im Leben gilt.

Fazit

Absoluter Fall von: Würde ich mir wieder ansehen. Tatsächlich auch gerne im Kino – dies ist ein Wink mit dem Zaunpfahl an die lokalen Kinobetreiber*innen 😉

Für den Fall, dass der Wink ungesehen bleibt, gibt es hier für euch den Direktlink zum Film.